Julia*, 25, Lagerhelferin hat eine bipolare Störung und war deswegen schon oft in einer Psychiatrie. Mir hat sie erzählt, was diese Krankheit überhaupt ist und wie sie ihren Alltag damit meistert.
„Es hat sehr lange gedauert bis ich mit meiner Krankheit klarkam. Vielleicht sogar ein Jahr oder so bis ich verstanden habe, dass es ernst ist, dass es gut behandelbar ist. Ich habe das erst überhaupt nicht akzeptiert oder so wirklich ernstgenommen
Erst fing das an mit so aufgeregt und nervös sein, dass ich was falsch mache, mich nicht genug ausgekannt habe mit meinem Baby. Und dann habe ich angefangen zu weinen und war so bisschen aggressiv, wenn er geweint hat. Ich konnte nicht mehr reden, ich hatte Todesangst vor meinem Mann, ich habe nicht schlafen können, überhaupt nicht tagelang. Was ich habe, bipolar, sind eben diese Stimmungsschwankungen.
Ich kann diese Diagnose an sich nicht so gut beschreiben. Aber man sagt halt es ist, wenn man gleichzeitig manisch und depressiv ist. Aber manisch an sich kann ich überhaupt nicht so gut beschreiben, das ist so, dass ich anscheinend wirre Sachen sage und so wahnsinnige Gedanken habe. Oder das schlimmste, das krasseste, ist, wenn man dann so richtig wahnsinnig wie high ist, so ein Adrenalingefühl hat. Das ist das manische und das ist das gefährlichste. Wenn du depressiv bist und nur daliegst und sagst du hast keinen Bock, dann hast du Zeit verschwendet. Aber da passiert nicht viel, das ist es eben.
Bei Depressionen sagen sehr viele Leute: `Lieg nicht rum, mach doch mal. Natürlich geht es dir schlecht, wenn du nur dahockst. ´Aber diese Leute waren vielleicht nie depressiv und erzählen, wie einfach es ist glücklich zu werden. Und sagen dann, man ist selbst schuld, wenn man depressiv oder traurig ist.
Ich war schon oft in einer Psychiatrie. Der allererste Aufenthalt hat mir sehr geholfen, da habe ich viel geschlafen. Da habe ich sehr viele Nebenwirkungen gehabt von den Tabletten. Also ist wahrscheinlich gut, dass ich da im Krankenhaus war um das zu beobachten. Das waren auch sehr anstrengende und sehr schlechte Nebenwirkungen. Ich habe die Tabletten nicht vertragen. Ich habe vielleicht fünf oder sechs verschiedene genommen und immer wieder gewechselt. Ich konnte nur pennen, ich habe viel zugenommen.
Der allerletzte Aufenthalt hat mir sehr geholfen, weil ich sehr viel Stress hatte mit meinem Ex zuhause. Ich musste weg, ich hatte Angst vor ihm. Ich hatte auch Schlafstörungen. Und das war einfach so Time-Out von dem Stress zuhause.
Ich muss wirklich aufpassen, wie ich damit umgehe. Mich ausruhen, gucken, dass ich viel schlafe.“
*Name geändert
Entstanden im Rahmen eines Uniprojekts zum Thema Gesundheit
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