Ich rauche. Hatte das länger aufgegeben, aber jetzt brauche ich das. Das berauschende Gefühl, wenn das Nikotin langsam die Nerven betäubt. Ich spüre die Kälte auf den Wangen, doch meine Hände sind warm. Rauch steigt empor. Kringel fallen zu Boden. Meine Gedanken ziehen Kreise.
„Hast du mal Feuer?“, reißt mich ein großer Typ aus meinen Tagträumen. Ich krame in meiner Jackentasche und reiche ihm das weiße Feuerzeug, das ich darin auffinde. Er zündet sich seine Zigarette an und auch aus ihr steigt nun der Rauch dem grauen Himmel entgegen. Dieser versorgt uns schon seit Tagen unaufhörlich mit einem mal leichtem mal starkem Tröpfeln, das das Kopfsteinpflaster vor der Uni durchnässt und die Frage aufkommen lässt, wann wohl die erste Person hier ausrutschen und sich ein Bein brechen wird.
Ich schmunzle kurz über diesen makabren Einfall, versuche dann aber, die ankommenden Menschen auszublenden und mich wieder auf meine Gedanken zu konzentrieren. Ich denke an nichts Bestimmtes, nur daran, dass momentan alles den Umständen entsprechend ganz schön okay ist. Wobei „ganz schön okay“ eigentlich kein Ausdruck ist: Ich habe in letzter Zeit viele alte Freunde wiedergetroffen und neue kennengelernt. Es ist erstaunlich, wieviel sich ändert – und wieviel gleich bleibt.
Ich nehme den letzten Zug und kehre den anderen Nikotinsüchtigen den Rücken zu. Ich öffne die Tür. Während draußen alle gedankenverloren ihrer gesellschaftskonformen Sucht nachgehen, tummeln sich im Inneren der Uni Studenten auf warmen Sofas. Sie kichern, tuscheln – manche hängen müde in der Ecke und fragen sich vermutlich, ob sich das frühe Aufstehen gelohnt hat.
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